Na dann probier ich es mal aus
Zeitlimit: 45 Minuten. Deshalb etwas ungefeilt, habs einfach nur runtergeschrieben. Wenn jemand Lust hat, kann er das ganze ja feilen. Wir könnten ja auch (in einem anderen Thread) ausprobieren den Text auf völlig verschiedene Arten zu schreiben und damit die Geschichte lustig, düster oder gruselig zu machen.
Hier ist sie erstmal einfach, Kinderbuchmäßig und banal ^^
----
Es war alles so völlig neu und anders, als sie es kannte. Kein Fernseher, kein Spielplatz und ständig meinten ihre Eltern zu ihr "geh raus Spielen". Was sollte sie denn Draußen, wenn es da nichts gab außer diesen ganzen Ställen und Wiesen. In den Wald durfte sie nicht alleine gehen und wollte es auch gar nicht. Die Ställe waren dreckig und dunkel und auf den Wiesen wuchsen zwar viele hübsche Blumen, aber dort standen auch diese schrecklichen großen Tiere.
Ihre Eltern behaupteten steif und fest, dass das Kühe wären. Sie sahen ja auch wirklich so ähnlich aus, aber ihre Farbe stimmte einfach nicht. Und als Emilia sich einmal näher heran gewagt hatte, bemerkte sie, wie riesengroß diese "Kühe" waren. Sie sahen gar nicht so aus, wie sie es von der Schokoladenpackung aus kannte.
Zu gerne hätte Emilia eine dieser Wesen gemalt. Sie malte für ihr Leben gern und bekam immer wieder viel Lob für ihre tollen Bilder. Das freute sie zwar sehr, aber dieses Mal würde sie ein Bild malen wollen, um es ihrer Oma zu zeigen. Emilia und ihre Eltern wohnten seit jeher in Neustadt, aber Oma hatte vor langer Zeit mal auf dem Land gewohnt. Sie wusste es bestimmt besser und konnte ihr erzählen, wie diese "Kühe" wirklich hießen.
Leider musste Emilia dafür ersteinmal nahe genug an die Weide kommen, um eines dieser Tiere abzeichnen zu können. Und außerdem musste sie es irgendwie dazu bringen, sich hinzulegen oder hinzusetzen, damit es sie nicht aus Versehen zertrampelte. Sehnsüchtig sah sie zur Wiese herüber. Bald würde die Sonne unter gehen und dann konnte sie nicht mehr malen. Entschlossen lief Emilia zum Haus zurück. Vorsichtig hielt sie nach ihren Eltern Ausschau, bevor sie sich ins Haus schlich und ihre Malsachen holte. Die hatte sie eigentlich gar nicht mitnehmen dürfen, weil sie die zwei Wochen hier nur Draußen im Freien spielen sollte. Aber Emilia hatte es geschafft sie doch heimlich in ihre Tasche zu schmuggeln.
Emilia zuckte zusammen, als es plötzlich laut knirschte. Eilig versteckte sie ihre Malsachen hinter dem Rücken und sah sich langsam um. Doch nur die Staubkörner tanzten in der Luft und glitzerten in den schräg hereinfallenden Sonnenstrahlen. Sie wartete noch einen Moment mit angehaltenem Atem. Aber als sich weiter nichts rührte, atmete sie vorsichtig auf. Es waren bestimmt wieder nur die Balken gewesen oder der Boden. Vieles in diesem Haus war aus Holz und Emilia hatte schon gelernt, dass Holzhäuser von Zeit zu Zeit Geräusche von sich gaben, knarzten und knirschten, als ob das Haus sich regte. Anfangs war es ihr ein wenig unheimlich gewesen, aber sie hatte sich schnell daran gewöhnt. Eigentlich hatte es ja etwas abenteuerliches an sich. Sie konnte sich vorstellen, dass dieses Haus insgeheim lebte und sich mit ihr unterhalten wollte. Doch ihr Vater würde sie für diese unsinnigen Gedanken nur wieder ausschelten. Sie sollte sich wirklich lieber um das Malen dieses seltsamen Tieres kümmern bevor es dunkel wurde, statt hier zu stehen und dem Haus zu lauschen.
Mit einem leichten Lächeln ging Emilia nach Draußen. Fast hätte sie vergessen sich an der Tür nach ihren Eltern umzusehen, doch gerade rechtzeitig war es ihr wieder eingefallen. Vorsichtig lugte sie um die Ecke. Doch es war niemand zu sehen. Eilig lief sie hinunter zur Wiese, immer am Zaun entlang, bis sie zum Gatter kam. Zögerlich öffnete sie es schlüpfte hindurch und hielt Ausschau nach einem der Tiere dass etwas abseits von dem Rest stand. Vorsichtig ging sie auf es zu und drückte ihren Zeichenblock fest an sich. Ihr Atem stockte, als sich das Riesentier plötzlich nach ihr umdrehte und sie neugierig beobachtete. So ganz aus der Nähe wirkte es noch riesiger. Wie konnte sie es nur dazu bringen, zu ihr runter zu kommen?
Fieberhaft überlegte sie. Da hatte sie eine tolle Idee. Sie rupfte ein paar Blumen von der Wiese und warf sie vor die Füße des Tieres. Dieses schien einen Moment den Kopf schräg zu legen und sie fragend anzusehen, während die Halme und Blumen durch die Luft segelten. Dann machte es gemächlich einen Schritt darauf zu, neigte den Kopf und frass sie. Statt sich wie erhofft hinzulegen blieb sie einfach stehen! Zerknirscht hockte sich Emilia auf den Boden. "Ich will dich doch nur zeichnen.", murmelte sie. "Kannst du dich nicht einfach hinsetzen, damit ich dich malen kann?" Plötzlich hörte sie das Tier näher kommen und sah erschrocken auf. Doch statt weiterzulaufen hatte sich die Kuh oder doch-nicht-Kuh vor ihr niedergelassen und sah sie erwartungsvoll an.
Und so kam es, dass Emilia das Riesentier vom Bauernhof malen konnte. Sie lernte es besser kennen und kam nun jeden Tag um es heimlich zu zeichnen. So hatte sie doch noch viel Spaß an ihren Ferien.